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Unsere Keira Moore im Interview mit der Berner Zeitung

Der Au-pair-Aufenthalt in der Schweiz endete für Keira Moore abrupt. Die US- Amerikanerin hätte für Edelline Köniz noch zwei Spiele in der Aufstiegsrunde der zweithöchsten Liga bestreiten sollen. Dazu kam es aus bekannten Gründen nicht. Das Coronavirus zwang auch Swiss Volley, die laufende Meisterschaft abzubrechen.

«Das Virus hätte zwei Wochen später kommen können, damit wir wenigstens die Saison hätten beenden können», sagt die 24-Jährige schmunzelnd am Telefon aus Übersee. Um dann ernsthaft anzufügen: «Die Gesundheit geht natürlich vor.»

Moore ist nun seit fast zwei Wochen wieder in ihrer Heimat in Spartanburg im Bundesstaat South Carolina. Mit ihrer Mutter zusammen befindet sie sich seither freiwillig in Selbst-Quarantäne. «Es ist unglaublich schade, dass meine Zeit in Bern so enden musste», sagt die 1,85 Meter grosse Mittelblockerin.

Festsitzen lieber mit der Mama

Am vorletzten Mittwoch wachte Moore auf und schaute zunächst ungläubig auf ihr Handy. Ihre Schwester schrieb ihr von der Einreisesperre für Europäer, die US-Präsident Donald Trump verkündet hatte. «Ich bekam sofort ein Gefühl von Heimweh, obwohl mich die Sperre als Amerikanerin ja nicht direkt betrifft», erzählt Moore. Und trotzdem wurde sie nervös, weil man bei Trump nie wisse.

Nach Absprache mit dem Präsidenten von Edelline Köniz Thomas Gygax und dem Trainer Agris Leitis sowie der Au-pair-Familie kehrte die Frau aus South Carolina einen Monat früher zurück als geplant. «Wenn ich irgendwo feststecke, dann mit meiner Mama.» Die Teamkolleginnen überraschten sie anschliessend und kauften ihr das Ticket für den Rückflug. «Das war so süss von ihnen», sagt die immer noch gerührte Amerikanerin.

Zwei Tage später sass Moore dann im Flieger. Beim Zwischenstopp in der Hauptstadt Washington musste sie diverse Papiere mit Fragen ausfüllen, ob man in einem Risikogebiet war oder Kontakt gehabt hat mit Leuten, die das Coronavirus haben. Aufgrund ihrer Pollenallergie musste sie am Flughafen oft niesen. Deshalb checkten die Beamten ihre Temperatur, und erst danach durfte sie weiterreisen. «Mir und meiner Familie geht es tipptopp», versichert die Fashion-Liebhaberin.

NLB-Meistertitel in Griffnähe

Sportlich gesehen ist der Abbruch der Saison für Moore und Köniz äusserst bitter. Lagen sie doch zwei Spiele vor Ende punktgleich mit Kantonsrivale Münchenbuchsee auf dem ersten Platz. «Wir hätten definitiv das Zeug gehabt, den Meistertitel zu holen.» Ein Aufstieg des extrem jungen Teams (Moore ist mit 24 Jahren die Teamälteste) wäre zumindest dieses Jahr nicht infrage gekommen.

Neben dem Volleyball hatte sie viel Freizeit, um Städte in der Schweiz und Europa zu erkunden. Die Au-pair-Familie in Niederwangen auf einem Bauernhof sei wunderbar gewesen. «Sie haben jedes Heimspiel besucht», erzählt Moore stolz. Ein paar Wörter Deutsch hätte sie zwar gelernt, die Gastfamilie inklusive der drei Mädchen konnten jedoch fliessend Englisch sprechen.

Moore wird nun die schwierige Zeit abwarten, um dann zu einem späteren Zeitpunkt einen Job in der Fashion-Branche zu suchen. «Eine Rückkehr nach Köniz ist nicht ausgeschlossen», sagt sie. Damit nähme das abrupte Ende doch noch einen schönen Lauf.

Text: Fabian Aebischer

Foto: Urs Grütter